Volksdorfer Schachecke Nr. 13


„Immer der vorletzte Fehler gewinnt.“ Savielly Tartakower

Das Schachspiel fasziniert nicht zuletzt deshalb, weil es so viele Facetten aufweist. Wer gelegentlich spielt, sieht in einer Schachpartie einen interessanten Zeitvertreib, der Zerstreuung von den Alltagsgedanken bietet. Wer in die tieferen Zusammenhänge eindringen kann, ist immer wieder fasziniert, wie sich mit Nachdenken und Kreativität Züge finden lassen, die der Partie überraschende Wendungen geben. Und wer Schach als Sport betreibt, genießt den kämpferischen Wettstreit der Geister. Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit und Willensstärke sind neben der Spielstärke entscheidend für den Erfolg.

Die Freude am Wettkampfschach stand eindeutig für die Teilnehmer an der Offenen Seniorenschachmeisterschaft von Schleswig-Holstein im Vordergrund. Anfang Oktober hatten 127 Schachspielerinnen und Schachspieler den Weg nach Büsum gefunden. Obwohl teilweise bereits im höheren Seniorenalter hatten sie es sich nicht nehmen lassen, endlich wieder ein Turnier zu spielen, nachdem das Schachleben aufgrund der Pandemie lange eingeschränkt werden musste. Ein Hygienekonzept des Veranstalters, das den Behörden für die die Genehmigung vorgelegt wurde, war Grundlage für die Durchführung und wurde von allen diszipliniert eingehalten. Nahezu alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatten jahrzehntelang das Schachspiel als wesentlichen Teil ihres Lebens gepflegt. Viele zeichneten sich durch beachtliche Spielstärke aus. Davon war bei an immer noch viel zu sehen, einige waren sogar als Internationale Meister am Start. Alle waren dankbar, dass man 9 Tage jeweils eine Partie pro Tag spielen konnte. Und entsprechend hart wurde gekämpft, teilweise wurden die Partien erst in der 5. oder 6. Stunde entschieden.

So auch in der Partie, aus der das nebenstehende Diagramm stammt. Nach einem wechselhaften Verlauf, in dem zunächst Weiß deutliche Vorteile angesammelt hatte, diese aber nicht entscheidend verwerten konnte, war ein ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett, das eigentlich zum Remis führen sollte. Die Stellung ist materiell ausgeglichen. Beide Spieler verfolgen das Ziel, einen Bauern zur gegnerischen Grundlinie zu bringen, um ihn in eine Dame zu verwandeln. In Endspielen kommt es jedoch schnell dazu, dass ein falscher Zug die Partie kostet und alle bis dahin eingesetzte geistige und physische Energie vergebens war. Der Siegeswille von Schwarz ist stärker als seine Verteidigungsgedanken. Er zieht im 54. Zug Sd3-c1 und setzt darauf, dass sein König zusammen mit dem schwarzen Bauern a7 die beiden verbundenen weißen Bauern aufhalten kann. Was zieht Weiß?