Volksdorfer Schachecke Nr. 17


Viele Gründe, Schach zu spielen

von Rudolf Angeli

Die Anmeldungen für die diesjährigen Seniorenturniere lassen nicht erkennen, dass die Pandemie unser Leben immer noch einschränkt. Für die deutschen Seniorenmeisterschaften in Magdeburg im Juli haben aktuell 179 Spielerinnen und Spieler sich angemeldet. Für die offenen Seniorenmeisterschaften von Schleswig-Holstein, die im Oktober in Büsum stattfinden sollen, gibt es 151 Anmeldungen. Die Turniere sind fast ausgebucht. Das Bedürfnis, Schach wieder als persönliche Begegnung am Brett zu erleben, ist gerade bei Älteren ausgeprägt. Einerseits sind für sie die Alternativen des Online-Schachs nicht so attraktiv. Andererseits haben viele Senioren ihr Leben lang ihre Liebe zum Schach gepflegt. Jede Einschränkung bedeutet für viele weniger Freude und Lebensqualität.

Was macht dieses Spiel so faszinierend? Die Antworten auf diese Frage sind so vielfältig wie das Spiel selbst. Schach ist mehr als ein Spiel. Es kann ein sportlicher Wettbewerb sein, es kann als ein Denksport  verstanden werden, es hat eine künstlerische Komponente und es ist bei alledem auch eine Wissenschaft, die den Wahrheitsgehalt bzw. die Korrektheit der Schachzüge überprüfbar macht.

Beim Schach begegnen sich zwei Menschen, die nach bestimmten Regeln in einer bestimmten Zeit um den Sieg kämpfen, ohne sich körperlich zu verletzen. Wer hat die besseren Züge, wer kann Varianten besser berechnen, wer versteht es, die bessere Stellung zu bekommen? Aus ab-strakten Gedanken kann eine kunstvolle Schachpartie entstehen, an deren Gehalt auch der Verlierer Gefallen finden kann, sofern er nicht durch grobe Fehler den Verlust herbeigeführt hat. Auch wenn die Schachuhr bei jeder Turnierpartie dabei ist, blenden die Spieler während der Partie alles aus, was vorher war, und was nachher kommt.

Die Gemeinschaft der Schachspieler verbindet Jung und Alt, Männer und Frauen. Alle können es erlernen. Die Schachvereine haben offene Türen. Sofern es sich nicht um altersspezifische Turniere handelt, können Kinder und Erwachsene ebenbürtig gegeneinander spielen. Schach fördert das logische Denken, die Konzentration und die Auffassungsgabe sowie das Kombinationsvermögen und die Ausdauer. Fähigkeiten, die in jüngeren wie in höheren Lebensjahren nützlich sind. In Schulen gibt es deshalb zunehmend mehr Schach als Schulfach. Und bei den Senioren boomt es.

 

Schach kann man nicht nur in hohem Alter noch gut spielen, man kann es auch in jedem Alter erlernen. Es braucht nur ein Schachbrett mit acht mal acht Feldern und jeweils 16 weiße und schwarze Schachfiguren. Von den Bauern hat jede Partei acht, sie haben die geringsten Fähigkeiten und sind am wenigsten wert. Dennoch können sie Partien entscheiden, indem sie sich zur Dame verwandeln oder den König matt setzen. In den Walddörfern gibt es in Bergstedt, Farmsen, Sasel und Volksdorf Vereine, in denen man mitspielen oder das königliche Spiel erlernen kann. 

Die Faszination des Schachs hat die Literatur bereichert. Viele Künstler und Literaten waren auch Kenner des königlichen Spiels. Das folgende Beispiel stammt von Eugen Roth.

 

Die Meister

Ein Mensch sitzt da, ein schläfrig trüber,
Ein anderer döst ihm gegenüber.

Sie reden nichts, sie stieren stumm.

Mein Gott, denkst du, sind die Zwei dumm!

Der eine brummt, wie nebenbei,

Ganz langsam: Turm c6-c2

Der andere wird allmählich wach,

Knurrt: Dame a3-g3 Schach!

Der erste, weiter nicht erregt,

Starrt vor sich hin und überlegt.

Dann plötzlich, vor Erstaunen platt,

Seufzt er ein einzig Wörtlein: matt!

Und die du hieltst für niedre Geister,

 

Erkennst Du jetzt als hohe Meister!