Zwei runde Gedenktage verweisen in 2021 auf den einzigen deutschen Weltmeister der
Schachgeschichte: vor 80 Jahren verstarb Emanuel Lasker mit 72 Jahren in New York. Und vor 100 Jahren musste er die Krone des Weltmeisters an den Kubaner Raúl Capablanca
abgeben.
Welch ein Schachleben hatte dieser großartige Meister geführt! Er war stets mein großes Vorbild, aber nicht nur weil er 27
Jahre lang, mehr als alle nachfolgenden ununterbrochen die Weltmeisterschaftskrone verteidigt hat, sondern weil er sich als Denker und Philosoph auf vielen geistigen Feldern bewegte. Er gehörte
zu den großen kulturellen, geistigen Persönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Legendär die Teerunden, zu denen das Ehepaar Lasker zum Gedankenaustausch in ihr Haus einlud. Unter
den Gästen war u.a. auch Albert Einstein, der ihn sehr bewunderte und schätzte. Einstein bedauerte lediglich, dass „die ungeheure geistige Spannkraft Laskers“ zu sehr nur am Schachspiel
hing. Doch Lasker spielte nicht nur Schach, sondern mit ähnlichem Ehrgeiz Go, Dame und Bridge und gab wie für Schach auch Lehrbücher hierzu heraus. Er erwies sich auch als Philosoph
und legte seine Denkergebnisse in dem Werk „Die Philosophie des Unvollendbar“ nieder. Wer sich der Person nähern und in das Leben von Emanuel Lasker eintauchen möchte, dem sei das
großartige Monumentalbuch „Emanuel Lasker“, Untertitel Denker – Weltenbürger – Schachweltmeister, der drei Herausgeber Forster, Hansen, Negele, 2009 im Exzelsior Verlag erschienen, ans Herz
gelegt. Welch ein Ziegel, dieses bibliophil ausgestattete mehr als 1000 Seiten umfassende Werk, angemessen diesem Genie Emanuel Lasker; detailreich zu seinem Leben von der Geburt 1868 in
Berlinchen bis zu seinem Tode in New York, durchgängig illustriert mit zahlreichen Fotos und natürlich auch Abschriften vieler Partien. Gewichtig wie sein Leben auch das Buch: dreieinhalb Kilo
bringt es auf die Waage.
1894 startete der Mathematiker Lasker sein Weltmeisterschaftsleben: er hatte den als ersten offiziell anerkannten Weltmeister
Wilhelm Steinitz - ebenfalls Mathematiker - in den USA herausgefordert. Vereinbart wurde ein Match, das an drei Orten auszutragen war: New York, Philadelphia und Montreal. 10
Gewinnspiele sollten den Kampf entscheiden. Die Siegprämie betrug 2250 Dollar. Bedenkzeit 1 Stunde für 15 Züge. Lasker gewann schon die erste Partie am 16. März in New York. Mit der 19. Partie am
26. Mai in Montreal war der Wettstreit mit 10:5 zugunsten Laskers beendet.
Steinitz verkraftete die Niederlage nicht, verfiel zusehends in geistige Umnachtung. Bekannt aus dieser Zeit die Kolportage, dass er gegen Gott antreten wollte und selbstbewusst einen Bauern und
ein Zugtempo vorgeben wollte.
Emanuel Lasker fand erst 1921 52jährig nach mehr als einem Vierteljahrhundert als Ranglistenerster seinen Meister
in dem Kubaner Raúl Capablanca.
Nach 13 Runden des Kampfes in Havanna lag Lasker deutlich zurück (10 Remis, 3 Niederlagen), und gab ohne die 14. Partie anzutreten, das auf 24 Partien veranschlagte Match vorzeitig auf. Selbst das blieb in der Schachgeschichte einzigartig.
Mit einem Matt in zwei Zügen besiegte Capablanca Emanuel Lasker. Dessen letzte Niederlage als Weltmeister.
Capablanca – Lasker, Havanna 1921
"Räucherkate", Claus-Ferck-Str. 43, 22359 Hamburg Volksdorf
Unser barrierefreies Spiellokal, die "Räucherkate", ist mit der U-Bahn (U1 bis Volksdorf), Bus und Auto gut zu erreichen.