Volksdorfer Schachecke Nr. 7


Eine geniale Ablenkung

von Axel Chmielewski

Auch in der Bezirksliga kann man die ganze Faszination des Schachspiels erleben. 40 Teams spielen in 4 Staffeln, die nach regionalen Kriterien zusammengestellt werden. Jeweils der Staffelsieger steigt in die Stadtliga auf. Gleich in der ersten Runde trafen mit dem Volksdorfer Schachklub und dem Bille Schachclub die beiden nach Wertungszahlen stärksten Teams aller 4 Staffeln aufeinander.

 

Bille war als Stadtliga-Absteiger Gastgeber und auch Favorit. Volksdorf hatte sich aber durch drei Zugänge gegenüber dem Vorjahr wesentlich verstärkt und rechnete sich Chancen aus. Beim Stand von 1:3 fiel an Brett 4 eine Vorentscheidung. Der Volksdorfer Vereinsmeister Daniel Thieme hatte mit den schwarzen Steinen einen Angriff auf den weißen König gestartet, zugleich aber auch zugelassen, dass der eigene König Drohungen ausgesetzt war. Alle Kiebitze fragten sich, wann er den nächsten Punkt für den VSK melden würde. 

Da zauberte sein Gegner Rainer Jeß den einzigen Verteidigungszug auf das Brett. Mit 35. Tc2 bot er ein Ablenkungsopfer an. Als Gegenwert würde Weiß bei der Annahme des Turmopfers einen Königsangriff erhalten. Die schwarze Dame müsste beim Schlagen des Turms die Deckung des Bauern f7 preisgeben. Das wiederum würde es Weiß ermöglicht, dem schwarzen König Dauerschach zu geben und die Partie würde remis enden. Der Ablenkungszug warf Daniel Thieme völlig aus der Bahn. Er wollte nicht ins sichere Remis abwickeln, sondern den ganzen Punkt. So konnte sein Gegner wenige Züge später seinen Turm auf die Grundreihe ziehen und das Matt war nicht mehr zu verhindern. Es half auch nichts, dass an den Brettern 1 und 3 Volksdorf die Oberhand behielt. Die Brüder Günter Klemm und Stefan Klemm konnten in beeindruckender Weise gegen favorisierte Gegner ihre ausgeglichenen Endspiel für sich entscheiden. Am Ende verlor der VSK mit 3,5 zu 4,5 und musste mit der Erkenntnis nach Volksdorf zurückfahren, dass dieser Mannschaftskampf für den Aufstieg vorentscheidend gewesen sein dürfte. Angesichts der überlegenen Stärke des Bille SC ist nicht  damit zu rechnen, dass dieser Verein in den restlichen Runden eine Niederlage kassieren wird.