Volksdorfer Schachecke Nr. 37


Das Gesicht des deutschen Schachs

von Günter Klemm

Wenn man mal darüber nachdenkt, wer sich große Verdienste um die Popularisierung des Schachspiels in Deutschland erworben hat, dann kommt man schnell auf Dr. Helmut Pfleger, der im August letzten Jahres 80 wurde. Er hat den Schachsport hierzulande über Jahrzehnte maßgeblich geprägt.

 

Pfleger hat Schach nie professionell betrieben, er hat immer auch als Mediziner und Psychotherapeut gearbeitet. Umso erstaunlicher, dass er trotzdem ein extrem starker Spieler wurde, der an guten Tagen auch die Besten schlagen konnte. Seine höchste Weltranglistenposition (Platz 36) erreichte er im Alter von 32 Jahren, bis Mitte der 80er Jahre gehörte er zu Deutschlands besten Schachspielern. Er vertrat Deutschland insgesamt bei sieben Schacholympiaden und gewann dort eine Bronzemedaille mit dem Team sowie eine Gold- und eine Bronzemedaille am Einzelbrett.

 

Er war der erste, der die psychische und physische Belastung von Schachspielern systematisch medizinisch untersuchte. 1981 organisierte er ein Medizin-Schachturnier, bei dem EKG, Blutdruck, Atemfrequenz und Hautwiderstand gemessen wurden, ergänzt wurde dies von Befragungen der Spieler. Pfleger wies nach, dass es sich bei Schach um Leistungssport handelt, wobei die mentale Belastung vergleichbar ist mit der von Motorsportlern oder Sportschützen.

 

Zum Gesicht des deutschen Schachs wurde Pfleger in den 80er Jahren durch seine zahlreichen Fernsehauftritte, beispielsweise in der Sendung Schach der Großmeister im WDR. Hier kommentierte er gemeinsam mit dem Großmeister Vlastimil Hort Schachpartien. Er hatte immer im Blick, dass sein Publikum vor allem aus Hobby-Schachspielern bestand und er schaffte es, durch seine blumige und metaphernreiche Sprache stets, bei Spielern jeglicher Spielstärke Begeisterung für das königliche Spiel zu wecken.

 

Neben seinen über 40 veröffentlichten Schachbüchern und DVDs publiziert Pfleger zudem seit über vierzig Jahren die wöchentliche Schachkolumne für die Zeit, in der er sehr launig über verschiedenste Themen schreibt. So steht dort nicht immer das Spitzenschach im Fokus, sondern auch mal Hobbyspieler oder andere Themen mit Bezug zum Schachspiel.

 

Auch mit seinen 80 Jahren hält er sich mit viel Bewegung fit. Nicht nur Yoga, sondern auch wöchentliches Fußballkicken in zwei Freizeitteams hält ihn gesund und munter. Es bleibt zu hoffen, dass Helmut Pfleger noch lange seine Kolumne fortführen wird und mit seiner geistreichen Art noch viele Menschen für das Schachspiel begeistern wird.

Zum Abschluss hier eine Schachaufgabe aus einer Online-Partie des Autors dieser Zeilen.

Schwarz hat gerade eine Figur auf c2 geschlagen.

 

Wie kann Weiß am Zug dies nun bestrafen?